Bei einer Histamin-Intoleranz reagiert der Körper besonders empfindlich auf Histamin und andere biogene Amine. Deshalb ist es gut zu wissen, wie diese entstehen und abgebaut werden können.
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Biogene Amine kommen natürlicherweise in menschlichen, tierischen- und pflanzlichen Zellen vor. Sie werden aus Aminosäuren gebildet. Dieser Prozess nennt sich enzymatische Decarboxylierung. Unter Decarboxylierung versteht man die Abspaltung eines Kohlendioxidmoleküls aus der Aminosäure. So wird aus einer Aminosäure ein biogenes Amin. Jedes biogene Amin übernimmt eine bestimmte biologische Funktion im Körper (siehe Tabelle unten). Wichtigster Vertreter der biogenen Amine ist Histamin.
Viele Bakterienstämme besitzen Enzyme, die eine Decarboxylierung ermöglichen, z.B. Milchsäurebakterien, Escherichia, aber auch Pilze und Hefen. Auch im Darm von Menschen und Tieren sind solche Bakterien angesiedelt. Dort helfen sie bei der Produktion von biogenen Aminen wie Histamin, Tyramin, Dopamin, Serotonin, Phenylethylamin oder Tryptamin. Darüber hinaus finden sich biogene Amine im Magen sowie in den weißen Blutkörperchen. Und in ganz geringen Mengen sind sie auch in Gehirnzellen, im Blut und Urin feststellbar.
In dieser Tabelle findet Ihr alle biogenen Amine und ihre biologischen Funktionen im Körper:
Aminosäure | biogenes Amin | biologische Funktionen |
---|---|---|
Serin | Ethanolamin | Vorstufe von Phosphatidylethanolamin |
Threonin | Aminopropanol | Baustein von Vitamin B12 |
Asparaginsäure | β-Alanin | Baustein in Pantothensäure |
Glutaminsäure | γ-Aminobuttersäure | Neurotransmitter |
Cystein | Cysteamin | Baustein in Pantothensäure |
Methionin | Propylamin (Methamin) | Baustein in Spermin und Spermidin |
Arginin | Agmatin | Vorstufe von Putrescin |
Ornithin | Putrescin | Vorstufe von Spermin und Spermidin; Baustein in Ribosomen |
Lysin | Cadaverin | Baustein in Ribosomen |
Histidin | Histamin | Mediator immunologischer Reaktionen |
Tyrosin | Tyramin | Steigerung von Blutdruck und Uteruskontraktion |
3,4-Dihydroxyphenylalanin (Dopa) | Dopamin | Neurotransmitter; Vorstufe von Noradrenalin und Adrenalin |
Tryptophan | Tryptamin | Produkt von Mikroorganismen in Darm und Niere |
5-Hydroxytryptophan | Serotonin | Neurotransmitter, Vorstufe von Melatonin |
Was sind die Aufgaben von biogenen Aminen?
Biogene Amine erfüllen viele wichtige Körperfunktionen:
- Sie regulieren den Schlaf-Wach-Rhythmus, die Stimmung, den Schlaf, die Konzentration, Magensäurebildung, Darmbewegung und das Zellwachstum.
- Histamin, Dopamin und Serotonin sind wichtige Botenstoffe im zentralen und peripheren Nervensystem.
- Auch die Körpertemperatur, der Blutdruck sowie die Immunantwort beim Eindringen von Fremdstoffen in den Körper werden von biogenen Aminen mitgesteuert.
- Histamin ist der bekannteste Verursacher von allergischen Reaktionen, der Entstehung von Entzündungsprozessen, aber auch der Wundheilung.
- Histamin wirkt auch als Neurotransmitter in bestimmten Neuronen, die unter anderem den Schlaf-Wach-Rhythmus regulieren.
Wie kommen biogene Amine in den Körper?
Bei biogenen Aminen unterscheidet man zwischen exogenen und endogenen Aminen. Endogene Amine stellt der Organismus selbst her. Dort, wo sie gebraucht werden, schüttet der Körper Amine aus oder verteilt diese über die Blutbahn im Körper.
Exogene Amine werden über die Nahrung aufgenommen. Biogene Amine können über Reifung und Fermentation von Nahrungsmitteln entstehen oder beim Lebensmittelverderb durch Bakterien gebildet werden. Aber auch eine lange Lagerung fördert die Entstehung von Aminen.
Der Genuss von Alkohol sorgt dafür, dass vermehrt biogene Amine aus der Nahrung über den Darm aufgenommen werden.
Sind biogene Amine schädlich?
Im Normalfall und in geringer Konzentration sind mit der Nahrung aufgenommene Amine für den Körper unschädlich. Unter bestimmten Voraussetzungen und bei einer erhöhten Aufnahme an biogenen Aminen kann es zu unangenehmen Symptomen kommen.
Einige biogene Amine, darunter Histamin, wirken gefäßverengend bzw. gefäßerweiternd und beeinflussen dadurch den Blutdruck, führen zu Kopfschmerzen oder Hautausschlägen. Migräneattacken und Magen-Darm-Probleme und sogar Vergiftungserscheinungen können auftreten. Letzteres gilt allerdings nur dann, wenn verdorbene Lebensmittel gegessen werden, die durch den bakteriellen Abbau einen hohen Anteil an biogenen Aminen aufweisen.
Wie werden biogene Amine abgebaut?
Wegen der schädlichen Wirkung, die biogene Amine bei einer erhöhten Konzentration im Körper verursachen können, enthalten viele Gewebe aminabbauende Enzyme. Diese Enzyme sind vor allem in Darmschleimhaut, Blutplasma, Niere und Leber, aber auch in Lunge, Herz und Milz vorhanden.
Biogene Amine werden vor allem über die Enzyme Diaminoxidase (kurz DAO) und Monoaminooxidase (kurz MAO) abgebaut, wobei Histamin überwiegend von DAO beseitigt wird.
Warum DAO einnehmen bei einer Histamin-Intoleranz? Erfahre mehr…
Das Enzym DAO hat eine hohe Affinität zu den Aminen Putrescin und Cadaverin. Der Grund: Beide Amine sind in frischem Fleisch und Fisch sowie in anderen eiweißhaltigen Lebensmitteln vorhanden. In der normalen, geringen Konzentration stellen sie für den Körper zwar noch kein Problem dar. Aber bei längerer Lagerung dieser Lebensmittel erhöht sich die Menge an Putrescin und Cadaverin deutlich. Deshalb werden nun beide Amine bevorzugt abgebaut. Und weil nicht alle biogenen Amine gleichzeitig im gleichen Maße abgebaut werden können, wird der Histaminabbau dadurch gehemmt.
Kurz zusammengefasst
- Histamin zählt zu den biogenen Aminen, die unser Körper ganz natürlich aus Aminosäuren bildet und die viele wichtige Funktionen in unserem Organismus regeln.
- Biogene Amine werden aber auch über die Nahrung aufgenommen: Sie entstehen bei der Reifung und Fermentation von Nahrungsmitteln, beim Lebensmittelverderb durch Bakterien oder durch lange Lagerung. Auch der Genuss von Alkohol sorgt dafür, dass vermehrt biogene Amine aus der Nahrung über den Darm aufgenommen werden. Daher sollte man bei einer Histamin-Intoleranz möglichst darauf verzichten.
- Der Histamin-Abbau erfolgt vor allem über das Enzym Diaminoxidase (kurz DAO). Der Verzehr von lang gelagerten oder proteinreichen Speisen, etwa Sauerkraut, Wurst oder Käse, kann den Histaminabbau hemmen. Denn die genannten Lebensmittel enthalten neben Histamin oft weitere biogene Amine, wodurch ein „Konkurrenzkampf“ um das histaminabbauende Enzym DAO entsteht. Das ist vor allem dann problematisch, wenn ohnehin schon zu wenig DAO produziert wird, wie das bei Menschen mit einer Histamin-Intoleranz der Fall ist.
Wie kann man akute Symptome einer Histamin-Intoleranz verringern?
Unter bestimmten Voraussetzungen ist die Histaminmenge im Körper so hoch, dass die Symptome überhandnehmen. Das können beispielsweise Herz-Kreislauf-Beschwerden sein, Durchfälle, starke Kopfschmerzen oder Erschöpfungs- und Müdigkeitszustände.
In diesem Fall braucht es einen Notfallplan, der schnell Linderung verschafft. Folgendes könnt Ihr tun:
- Viel stilles Wasser trinken, weil Wasser ein natürliches Antihistaminikum ist.
- Vitamin C als Pulver in Wasser gelöst einnehmen. So ist eine schnellere Aufnahme garantiert. Vitamin C unterstützt den Histaminabbau.
- Ein Antihistaminikum einnehmen.
Wenn die Symptome nicht besser werden oder sich noch weiter verschlechtern, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden!
Was ist eine Histamin-Intoleranz?
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